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Internierungslager, Gefängnisse, Militär, Gerichte

Es gibt eine Reihe von Zensurstempeln, die nichts mit der amtlichen Zensur zu tun haben. Es sind dies Stempel von Internierungslagern, Gefängnissen, Militäreinrichtungen/-angehörigen, Gerichten, etc. Eine solche Zensur hat nichts mit der Zensur wären des Kriegszustandes zu tun, sondern ist allgemein - auch in anderen Ländern - üblich.

Internierungslager 1981-1982

Die kommunistischen Machthaber begannen mit der Durchführung der Aktion "Jodla" (Internierungsmaßnahmen) schon am 12. Dezember 1981 nach 23:00 Uhr. Verhaftet wurden Führer und Berater der NSZZ Solidarnosc (Niezalezny Samorzadny Zwiazek Zawodowy „Solidarnosc” (Unabhängige Gewerkschaft), Aktivisten der NZS (Niezalezne Zrzeszenie Studentów, Unabhängige Vereinigung von Studenten), NSZZ Solidarnosc selbständiger Landwirte, KIK (Klub Inteligencji Katolickiej, Katholischer Intelligenz Club), KPN (Konfederacja Polski Niepodleglej, Konföderation unabhängiger Polen), ROPCiO (Ruch Obrony Praw Czlowieka i Obywatela, Menschen- und Bürgerrechte Bewegung) und des KOR (Komitet Samoobrony Spolecznej „KOR”, Ausschuss für soziale Selbstverteidigung "KOR"). Auch der ehemalige 1.Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Edward Gierek wurde interniert. In der ersten Nacht wurden mehr als 3.000 Menschen interniert. Insgesamt wurden 10132 Entscheidungen über die Internierung von 9736 Personen gefällt. Gleichzeitig wurden an vereinzelnden Orten – nach Anagben des Justizministerium – 5128 internierten festgehalten, davon 313 Frauen (Stand: 21. Dezember 1981).

Es wurde ein Netz an Internierungslagern eingerichtet, die sich überwiegend in Gefängnissen befanden. Ausnahmen stellten Frauen und prominente Personen der Solidarnosc dar, die in staatlichen Einrichtungen untergebracht wurden. Esn gab Internierungslager in folgenden Orten:

  • Arlamów
  • Bialoleka Dworska
  • Bytom
  • Cieszyn
  • Darlówko
  • Gebarzewo
  • Glogów
  • Goldap
  • Grodków
  • Hrubieszów
  • Ilawa
  • Jastrzebie-Zdrój (Szeroka)
  • Jaworze
  • Kamienna Góra
  • Katowice
  • Kielce-Piaski
  • Krasnystaw
  • Leczyca
  • Kwidzyn
  • Lowicz
  • Lublin
  • Lubliniec
  • Nowy Lupków
  • Nowy Wisnicz
  • Mielecin
  • Nysa
  • Ostrów Wielkopolski
  • Piotrków Trybunalski
  • Potulice
  • Racibórz
  • Sieradz
  • Strzebielinek
  • Strzelce Opolskie
  • Suwalki
  • Uherce Mineralne
  • Wierzchowo
  • Wlodawa
  • Wronki
  • Zabrze
  • Zaleze

Spezielle Militärlager

1982 wurden spezielle Militärlager eingerichtet, in denen unter dem Deckmantel einer Zusatzausbildung für die Armee interniert wurde. Eine vollständige Dokumentation dieser Lager unterliegt einer Geheimhaltungsklausel von 30 und 50 Jahren.

  • Czerwony Bór
  • Chelmno
  • Rawicz
  • Trzebiatów
  • Uniescie
  • Budowo
  • Czarne
  • Wedrzyn
  • Wegorzewo

Im Jahre 2012 begann ein Gerichtsprozess gegen Florian Siwicki und zwei weitere Generäle der Polnischen Volksarmee wegen der Aktion "Jesien 82" (Herbst 1982), wegen der Einberufung von vorher durch die Staatssicherheit bestimmten Oppositionellen zum fiktiven Wehrdienst.

Ich zeige hier einige Belege mit Zensurstempeln, die vermutlich von Internierungslagern, Gefängnissen, etc. stammen.
Eine genaue Zuordung zu Internierungslager oder Gefängnis, etc. ist mir derzeit nicht immer möglich, da eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Unterbringungsarten nicht immer eindeutig möglich ist.

Brief aus dem Gefängnis Bialystok vom 10.8.1982
mit einem Stempel "Cenzura"
Absender mit Hinweis auf Untersuchungshaft
(Areszt sledczy), "Do pakietów"-Stempel
des Militärgerichtes der Garnison Bialystok

Dieser Beleg zeigt einen Zensurstempel einer Gefängniszensur.
Solche Zensurstempel sind auch vor und nach dem Kriegszustand in Gebrauch.

"Cenzurowano" mit Paraphe auf einem Brief
vom 30.4.82 nach Legnica

Brief aus Kedzierzyn-Kozle nach Nysa vom 1.4.82
mit einem Nummernstempel 862 in schwarzviolett
und "Ocenzurowano" Type 1 in violett, keine Gefängniszensur
Adresszusatz: Osrodek odosobnienia dla intenowanych
Auffanglager für Internierte, ul. T. Koseinszki 6

Brief aus dem Internierungslager Nysa vom 15.1.82
Im Absender "Zaklad Karny" (Gefängnis), ul. T.Kosinszki 4a


Brief vom 11.3.82 aus Szczecin nach Legnica
Zensurstempel mit Paraphe
CENZUROWANO
S...........
Poom..............W
w Bydgoszczy

Im Absender der Hinweis auf ein Gefängnis (A.S. = A.reszt S.ledczy)
Brief in das Gefängnis Czarne v. 27.8.82 (Zakladu Karnego)
Gefängniszensur
Eingang zum Gefängnis Czarne
Ein etwas zu "schöner" Censurstempel "Ocenzurowano" auf
einem Brief an den bekannten Sammler und Produzenten von
philatelistisch gemachten Belegen Stefan Sniady in Lodz
"Do pakietów"-Stempel des Militärgerichtes der Garnison Lodz

Im Absender der Hinweis auf ein Untersuchungsgefängnis
A.reszt S.ledczy “K” = Untersuchungsgefängins Block “K”:

Hier handelt es sich vermutlich um einen "produzierten Beleg".
Eine Militärzensur fand meines Wissen nicht statt.
Der "Zensurstempel" erinnert an einen Stempelbaukasten.

Die Anschrift des Absenders ist ein
Untersuchungsgefängnis in Bialystok
(Areszt Sledczy, Mikolaja Kopernika 21, Bialystok)
Handschriftlicher Zusatz in rot:
S.ad Rej.onowy = Regional Gericht wahr. aber Bezirksgericht
B-stok = Bialystok

Der Beleg wurde im Internierungslager Strzelce Opolskie zensiert. Vermutlich wurde er dann durch Besucher mitgenommen und nicht in die normale Post eingeliefert.
Der Beleg ist daher nicht frankiert und im Rahmen der normalen Zensur zensiert. Absender mit Hinweis 'Internowany'

Beleg aus dem Internierungslager Kielce-Piaski nach Łodz vom 28.1.2982. Areszt Sledczy, Kielce
mit einem Nummernstempel 055 von Kielce in rot und "Ocenzurowano" Type 1 in rot

Brief aus dem Internierungslager Wlodawa

 

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