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» Das Kriegsrecht

Obwohl die Gewerkschaft Solidarność zu Kompromissen bereit war, übernahmen in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1981 Militär und Sicherheitsorgane, wie die sogenannte Bürgermiliz (polnisch Milicja Obywatelska) oder die ZOMO (Zmotoryzowane Odwody Milicji Obywatelskiej - deutsch: Motorisierte Reserven der Bürgermiliz, eine kasernierte paramilitärische Sondereinheit der Bürgermilz), die Macht in Polen. Am Sonntag, den 13. Dezember 1981, verkündete General Jaruzelski um 6.00 Uhr morgens im polnischen Fernsehen, dass der Armeerat der Nationalen Errettung (polnisch Wojskowa Rada Ocalenia Narodowego, kurz WRON) eingerichtet und der Ausnahmezustand ausgerufen sei. Der Armeerat bestand aus 15 Generälen, einem Admiral und fünf Obristen, darunter Florian Siwicki, Michał Janiszewski, Czesław Kiszczak und Jaruzelski selbst. Die damalige polnische Verfassung sah die Bildung eines solchen Organs nicht vor, trotzdem wurden die Entstehung und sämtliche Anordnungen des Armeerates durch Mitglieder des Staatsrates (polnisch Rada Państwa) bestätigt.

Wichtige Einrichtungen wie Behörden und der Rundfunk wurden von Militärpersonal besetzt. Die Operation "Jodła", eine Massnahme zur Internierung von Regimgegnern begann bereits am 12. Dezember nach 23:00 Uhr. Schon In dieser ersten Nacht wurden über 3000 Menschen interniert, unter ihnen fast alle Mitglieder der Landeskommission der Solidarność. Nur einzelnen Mitgliedern, wie etwa Zbigniew Bujak, Władysław Frasyniuk, Bogdan Lis oder Mieczysław Gil, gelang es, der Verhaftungswelle zu entkommen. Unter den Internierten befanden sich ebenfalls einige frühere kommunistische Funktionäre, wie Edward Gierek, Piotr Jaroszewicz, Jerzy Łukaszewicz und Tadeusz Wrzaszczyk, die - so Jaruzelski in seiner Verkündung - während der 1970er Jahre das Land in eine tiefe Krise geführt hatten.

Nachdem im Oktober 1982 die Gewerkschaft durch ein neues Gesetz endgültig verboten wurde, begannen für die Solidarnosc unter der Führung von Lech Walesa Jahre der politischen Arbeit im Untergrund und im Exil.

Hier erfuhr Walesa 1983 auch, dass ihm der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Trotz der Illegalität, in der er operierte, wurde seine Beliebtheit dadurch nochmals enorm vergrößert.

Jaruzelski rechtfertigte bis zu seinem Tod seine Schritte mit einer angeblichen unmittelbaren Gefahr des Einmarsches der Sowjetarmee, doch gibt es für diese Behauptung kaum Beweise, vielmehr sprach zum damaligen Zeitpunkt manches gegen eine solche Option des Kremls.