» Der Zensurvorgang |
Es scheint eine Anweisung gegeben zu haben, dass im Falle der Verwendung eines Paket- oder Nummernsstempels und eines Zusatzstempels diese Stempel vom Beschauer aus betrachtet auf der linken Seite angebracht werden sollten. Das Ganze dann in der Weise, dass der Paket- oder Nummernsstempel über dem Zusatzstempel angebracht wurde. Die NIE OCENZUROWANO-Stempel auf ins westliche Ausland gerichteter Korrespondenz sind sehr zeitig anzutreffen. Es liegen Belege vor, wie z. B. ein Brief aus Ozimek nach Heemstede, der am 9.12.81 abging und schon diesen Stempel trägt. Dieser Brief ist auch ein Beweis dafür, dass in den letzten Tagen vor Eintritt des Kriegszustandes die Abfertigung der Post nur schleppend verlief und Briefpost schon zurückgehalten wurde.
Bislang wurden keine Briefinhalte gefunden, an welchen man die Ausübung einer Zensur feststellen konnte. Es gibt bisher keine Beispiele, dass ganze Zeilen oder Worte unkenntlich gemacht wurden. Ein deutlicher Gegensatz also zur Zensur in den Jahren 1944-46, als man noch einzelne Mitteilungen unkenntlich oder sogar herausgeschnitten hat. In der Zeit vom 13.12.1981 bis zum 31.12.1982 wurden sogar anonyme Briefe oder Flugblätter verschiedener Regierungsopponenten usw. unbeanstandet befördert. Sie erhielten auch einen Stempel OCENZUROWANO. Auch das Fehlen des Inhalts in einem Umschlag erweckte kein Misstrauen, obwohl gerade das ein verabredetes Zeichen hätte sein können. Wie aus folgender zu ersehen ist, wurde im gegebenen Fall durch den Zensor ein Zettel beigefügt, auf welchem er vermerkte: „Ein Brief im Umschlag fehlte (leer)“. Und er fügte hinzu: „In zwei weiteren Umschlägen fehlen ebenfalls Briefe (leer)" Beide Vermerke sind vorn Zensor parafiert und mit seinem Nummernstempel versehen. Verfahrensweisen bei einzelnen VersendungsartenInländische Post wurde entweder nach der Aufgabe oder vor der Auslieferung zensiert. Eine Regel ist hier nicht festzustellen. Es gibt sowohl Sendungen die Paket oder Nummernstempel sowie Zusatzstempel des für den Aufgabeort zuständigen Zensuramtes tragen, wie auch diese Stempel des für den Empfangsort zuständigen Amtes. Man kann auch nicht von einer Aufgabenaufteilung bei den Zensoren reden, denn dieselben Paket und Nummernstempel sind auf aus und eingehender Post vorgefunden worden. Unterschiedliche Behandlung der SendungsartenAus dem westlichen Ausland kommende und dorthin gehende Post wurde wahrscheinlich zentral in den zwei großen Umschlagepostämtern in Warszawa (Warschau) zuständig für Bahn und später auch Luftpost und in Gdynia (Gdingen) zuständig für Schiffspost bearbeitet. Dafür spricht die charakteristische Verwendung der roten Stempelfarbe. Auch kann als Beweis die Tatsache dienen, dass die vereinzelt auftretenden Nummernstempel auf Sendungen, die in das westliche Ausland gerichtet sind, auch auf in umgekehrter Richtung gehenden Sendungen vorkommen. Diese Nummernstempel auf ins Ausland gehende Sendungen wurden vermutlich irrtümlich angebracht, denn die Paket- und Nummernstempel waren für die Inlandspost und aus dem westlichen Ausland kommende Sendungen bestimmt. Ins westliche Ausland gerichtete Sendungen sollten nur einen Zusatzstempel tragen. |