Diese Stempel wurden in den ersten Tagen zur Bestätigung der durchgeführten
Zensur benutzt. Es handelt sich um Gummistempel, die seit vielen Jahren von staatlichen
Behörden - also nicht nur von der Bürgermiliz - benutzt wurden. Diese
Stempel wurden auf Aufklebern aus gummiertem Papier abgeschlagen, mit denen dann
vertrauliche oder wichtige Dienstkorrespondenz vor unbefugter Einsicht gesichert
wurde (Abb. 1 und 2).
Abb. 1: Stempel des Ministeriums für Kultur und Kunst |
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Abb. 2: für Zensurzwecke eingesetzter Stempel der Woj.-Kommandantur
in Wrocławiu |
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Behelfslösung mit Zusatz
Die Paketstempel wurden als Behelfslösung zusammen mit dem Zusatzstempel
"OCENZUROWANO" - Type I, und "WOLNE OD CENZURY" - ebenfalls Type I, verwendet. Sie
wurden praktisch nur in der ersten Woche der Postzensur, also vom 13. 12. 81 bis
20. 12.81 eingesetzt. Nur in Wojewodschaften mit umfangreicherem Postverkehr und
verstärkter Aufsicht kann man sie etwas länger auf Korrespondenz antreffen.
Es betrifft hauptsächlich die Wojewodschaften Gdansk (Danzig), Katowice (Kattowitz),
Kraków (Krakau) und die Hauptstadt Warszawa (Warschau) zu. Bei Belegen mit Datumsstempel
nach dem 20. 12. 81 und den erwähnten vier Wojewodschaften nach dem 7. 1. 82
ist Vorsicht zu empfehlen. Sie können unter Umständen gefälscht sein.
Die Tabellen umfasst die bisher bekannten Verwendungen der verschiedenen Typen
der Paketstempel mit Angabe der Nummer des Stempels sowie der vorkommenden Stempelfarben.
Diese Aufstellung kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie
dürfte aber als Basis für weitere Forschungen nützlich sein, da die
Austellung auf Grund von echt gelaufenen Belegen erstellt wurde. Wenn nun die in
der Tabelle erwähnten Stempel auf echt gelaufenen Sendungen vorgefunden wurden,
so gibt es doch auch Gefälligkeitsstempel und - bedauerlicherweise - Fälschungen.
Besondere Vorsicht ist bei folgenden Nummern zu empfehlen: Bydgoszcz (Bromberg)
22, Pila (Schneidemühl) 06, Piotrków Trybunalski 31, 32, 33, Zielona Góra (Grünberg)
06, 11, 13, 17, 20, 21, 23, 24, 25. Von den Nummern 26 und 29 von Zielona Gora (Grünberg)
heißt es, dass sie nur als Gefälligkeitsstempelungen vorgekommen sind.
Auf folgende andersartige Zensurstempel der ersten Zeit muss hingewiesen werden.
Da sind zum einen die meist unleserlichen Abdrucke von Lackpetschaften, die natürlich
als Negativbild erscheinen, die in Violett aus Gdansk (Danzig) auf Inlands-
und Auslandspost und aus dem westlichen Ausland kommenden Zeitschriften bekannt
sind. Mit Mühe kann man die Inschrift als "KW MO w GdanskU" und "DO/Pakietów"
mit unleserlicher Nummer entziffern. Der Durchmesser des Stempels beträgt 30
mm. Leider sehr unleserlich kommt er auch auf Briefen aus Kolobrzeg (Kolberg) nach
Warszawa (Warschau) in Karminlila vor.
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Weihnachtskarte von Gdansk 19.12.1981 nach
Tczew |
Brief von Koszalin 2 nach Gdansk 14.12.1981 |
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Auslandsbrief (USA) über Gdansk |
Brief von Bielawa nach Luban 1?.12.1981
(Do Pakietów 27 - mglw. Walbrzych)
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Wałbrzych liegt nahe der Verbindungsstrasse
zwischen beiden Orten. Da in Walbrzych auch ein normaler "Do Pakietów 27"
eingesetzt wurde, könnte dies darauf hindeuten, dass in den Dienststellen
möglicherweise nummerngleiche Gummistempel und Lackpetschafte vorhanden
waren.
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Streifband aus den USA über
Gdansk nach Warschau
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Dienstbrief von Malbork über
Gdansk nach Debrzno
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Die Laufzeit diese Stempel - Abdrucke von
Lackpetschaften - ist sehr schwer zu ermitteln. Der Großteil der
Inlandskorrespondenz mit Abschlägen von Paketstempeln stammt aus Schriftwechseln zwischen Betrieben, die
vorwiegend größere
und braune Umschläge benutzen. Daher sind die Poststempel oft
sehr unleserlich. Man kann annehmen, dass die Laufzeit Lackpetschaften sich mit der
Zeit der Verwendung der Paketstempel deckt. Ob das Entstehen dieser Stempel
einem Irrtum zuzuschreiben ist - sowohl die Lackpetschaft als auch der Paketstempel
enthalten den Vermerk "do pakietów" - oder ob man nach einer zusätzlichen
Notlösung suchte, um die Abfertigung der großen Anzahl der Sendungen
zu beschleunigen, war bisher nicht festzustellen.
Als weitere Besonderheit ist das
Amtssiegel der Wojewodschaftskommandantur der Bürgermiliz in Siedlce mit
der Kennziffer 02 bekannt. Einmal wurde es zusammen mit dem OCENZUROWANO-Zusatzstempel Type I
in Violett auf einem Brief vorgefunden, der von einem Betrieb beim Postamt
Poznan 2 (Posen) am 11.12.81 aufgegeben wurde und nach Siedlce gerichtet
war. Dieses Amtssiegel ist auch auf drei aus Siedlce am 12.12.81, 14.12.81
und 15.12.1981 abgesandten Briefen bekannt. Wie es zum Entstehen dieser Stempelvariante
kam, ist unbekannt. Man kann nicht ausschließen, dass weitere Belege
auftauchen, auch, dass auf diese abweichenden Stempel in anderen Wojewodschaften
zurückgegriffen worden ist.
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Brief vom 11.12.81 vom Poznan 2 (Posen) nach Siedlce mit einem OCENZUROWANO-Zusatzstempel Type I in Violett |
Brief vom 15.12.81 von Siedlce nach Olsztyn mit einem WOLNE OD OCENZURY-Zusatzstempel Type I in Violett |
Brief vom 14.12.81 von
Łuków bei Siedlce nach Koszalin mit einem OCENZUROWANO-Zusatzstempel
Type I in Violett |
Darüber hinaus wurde ein Paketstempel der Wojewodschaftskommandantur der
Bürgermiliz in Tarnów in Rot bekannt, bei dem man nach Abschlag das Mittelstück,
in dem sich die Inschrift "do pakietów" und die Nummer befindet, mit einem Stückchen
Papier verklebte. Diese Art ist mit einem am 14.12.81 in Tarnów aufgegebenem
Brief belegt. Später wurde der Stempel ohne Verklebung der Inschrift verwendet.
Die Umstände, die zum Entstehen dieser Abart führten, sind gleichfalls
noch nicht geklärt.
Besonders interessant ist auch der folgende Beleg aus der Frühzeit der Zensur.
Er zeigt, dass selbst Post, die lange vor Beginn der Zensurmaßnahmen eingeliefert
wurde, noch von der Zensur bearbeitet wurde.
Der R-Brief wurde am 23.11.1981 in Gdansk 36 eingeliefert. In Gdansk-Brzeźno
konnte der Brief am 24.11. nicht zugestellt werden. Rückseitig handschriftlich "av.
24.11.81" - also Empfänger benachrichtigt. Eine weitere Benachrichtigung erfolgt
am 1.12.81 - rückseitiger Stempel “Powtornie awizowanao dnia” (erneut benachrichtigt
am) 1.12.81. Eine dritte Benachrichtigung erfolgt am 11.12.81 wieder mit handschriftlicher
Notiz "av. 11.12.81". Nach Ablauf der Lagerfrist wurde der Brief dann
returniert und durchlief die Zensur - Paketstempel Gdank 25. Hinweisstempel "ZWROT
nie podjęto w terminie" (zurück, nicht innerhalb der Frist abgeholt).
Die handschriftliche Notiz “zatrzymano 7.XI.” (Lagerung ab 7.11.) lässt sich
nicht einordnen.
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