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» Fälschungen & Co

Der verhältnismäßig liberale Charakter der Zensur hatte natürlich auch seine negativen Folgen, zu welchen vor allen Dingen Gefälligkeitsabstempelungen zählen. Leider sind auch Verfälschungen und ausgesprochene Fälschungen aufgetaucht.

Wie soll man Postkarten einstufen, auf welchen außer der Anschrift (oft nur ein Stempel) sich nur ein Nummernstempel und ein Zusatzstempel befindet? Was wurde dort zensiert? Oder was soll man von Briefumschlägen halten, die zwar eine Anschrift tragen, aber nie verschlossen wurden und trotz des OCENZUROWANO-Stempels an der Seite keine Öffnungsmerkmale haben, geschweige denn ein Zeichen des Verschließens? Besonders aus Wojewodschaften mit mäßigem Briefverkehr sind solche Belege, besonders mit Stempeln der zweiten und dritten Zuteilung anzutreffen, Vorsicht ist bei folgenden Nummern zu empfehlen; 229, 243, 244, 342, 346, 347, 375, 376, 377, 378, 379, 465, 466, 497, 498, 499, 832, 834, 837, 838, 840, 841, 897, 898, 904, 906, 907. Mit Bedauern muss jedoch festgestellt werden, dass klug gemachte Gefälligkeitsabstempelungen von echten Belegen kaum zu unterscheiden sind.

Eine eher dumme Fälschung. Einschreibezettel mit Stempel 14.12.1981 - Nummernstempel 012 Bielsko - Biala
Nummerstempel wurden erst um den 20. Dezember 1981 zugeteilt und nicht am ersten Tag der Zensur.
Auch hier das Merkmal, dass der Brief nie verschlossen war und somit auch nicht geöffnet werden musste

Zu Fälschungen müssten folgende Belege gezählt werden: in erster Reihe, solche wo ein Paketstempel vorzufinden ist, der dem Zensuramt nicht zur Verfügung gestellt wurde, also die schon erwähnten Stempel von Piotrków Trybunalski mit den Nummern 31, 32 oder Zielona Góra (Grünberg) mit Nummern 06, 11, 21. Ferner soll gewarnt sein vor Belegen, bei welchen Paketstempel verwendet sind und der Poststempel ein Datum nach dem 10. 1.82 aufweist.

In der Regel sind sie falsch! Zu diesem Zeitpunkt waren alle Zensurstellen schon mit Nummernstempeln ausgestattet und das sogar aus der zweiten Zuteilung (bis 800). Das schließt im Grunde die Benutzung der Paketstempel aus. Als Kuriosum muss ein Beleg angesehen werden, bei dem der Poststempel das Datum 3. 1. 83 aufweist (Abb. 33). Man erinnere sich: Die Aufhebung der Postzensur erfolgte zum 1.1.83.

Eine ebenfalls leicht erkennbare Fälschung. Poststempel vom 17.12.1981
Ein "Do Pakietow"-Stempel 10 Zamość in rot und ein Nummernstempel 655 Zamość aus er zweiten Zuteilung (ab Anfang Januar 1982) in grün mit dem Zusatzstempel OCENZUROWANO (Typ I) in Grün

Leicht sind auch Fälschungen mit Nummernstempel ab 200 zu erkennen. Bei Nummern von 200 bis 800 (mit Ausnahme der Nummern, die zur Zensur von aus dem westlichen Ausland kommender Post vorgesehen waren also 666-685 und 701-800 wo die Datumsstempel doch beim Absenden der Belege im Ausland angebracht wurden) müssen Belege mit Datum vor dem 1.1.82 falsch sein, denn diese wurden doch erst nach dem 1.1.82 eingeführt.

Ebenso sollen Beläge mit Nummernstempeln ab 801 mit Daten vor dem 1.2.82 als falsch behandelt werden. Ebenso falsch sind Briefe und Postkarten, die ein Datum nach dem 31.12.82 ausweisen. Eine Ausnahme sind Briefe aus dem westlichen Ausland, die auf der Rückseite den Stempel des Umschlagpostamts Warszawa 3 mit einem Datum nach dem 1.1.83 haben. Das große Postaufkommen in der Weihnachts- und Neujahrszeit führte zur Verzögerungen bei der Auslieferung. Einen solchen Beleg zeige ich hier.

Bisher sind keine Fälschungen mit Nummern, die für die aus dem westlichen Ausland kommende Post bestimmt waren, bekannt geworden.

Eine etwas dumme Fälschung eines Auslandsbeleges nach Canada. In weiser Voraussicht des Kriegszustandes wurde ein Beleg aus dem Jahre 1979 mit einem Zensurstempeln "Nie Ocenzurowano" Typ 1 versehen. Da hat sich wohl jemand nach Ende des Kriegsrechts einen Stempel verschafft und den Beleg aufgehübscht.

Eine weitere bisher bekannte Fälschungen sind die Belege mit dem Stempel WOLNE OD CENZURY Type V. Diese wurden wahrscheinlich von einem Sammler Rudolf Heinemann in Braunschweig hergestellt und offensichtlich auf Sendungen angebracht, die ohne Zensurmerkmale ihre Empfänger erreichten. Dieser Stempel ist noch auf Belegen aus dem Jahre 1983 zu finden.

Zwei Belege mit dem falschen WOLNE OD CENZURY Typ V. Einmal nachträglich auf einem Beleg ohne Zensur angebracht und einmal auf einem Beleg vom 11.4.1983

Weitere Belege mit dem falschen WOLNE OD CENZURY Typ V.
Beleg vom 14.4.1983 aus Bydgoszcz und einmal auf einem Beleg vom 18.4.1983 aus Poznan

Vom gleichen Sammler sind Belege bekannt, auf denen ein OCENZUROWANO Stempel vom Typ 1 mit einem typischen Fehler im NZU (Druckausfall) abgeschlagen ist. Dieser Stempel ist vermutlich unrechtmäßig in die Hände des Fälschers gelangt und wurde von diesem 1983 auf Belegen abgeschlagen.

Beleg mit nachträglich überklebter Anschrift vom 26.4.83 und ein Beleg vom 4.6.83 an Herrn Heinemann

Beleg aus Debrzno an Rudolf Heinemann vom 1.8.83 und ein Beleg nach Polen vom 12.7.1983

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